2007 // Fame (LP, Vinyl, CD)

Erschienen als CD und Doppel-Vinyl bei Twisted Chords

Vinyl out of Stock

World of HipHop Rezension

(…) ein zweiter Torch mit der Stimme eines Curse.

 

rap.de Rezension

Das mir vorliegende Werk „fame*“ von Chaoze One wird im Pressetext folgendermaßen beworben: „Vielseitiger, anspruchsvoller und abwechslungsreicher HipHop, der durchdacht und fundiert, mal lyrisch, mal politisch und mal persönlich, und dazu noch immer hochklassig und intelligent ist.“ Ok… das scheint mir dann auf Anhieb gleich mal schwere Kost zu sein. Gab es so etwas in Deutschland schon mal? Das Album muss ja der Ferrari unter den Deutschrap-Releases sein. Was lässt mich diese Ankündigung erwarten, wo ich doch schon so völlig abgestumpft bin von den harten deutschen Straßen, die in billigen Simplerhymes, die dazu noch aus Anglizismen bestehen, jeden Tag auf mich einprasseln? Ich erwarte zumindest ein Album, das besser ist als der Rest. Ist das zuviel verlangt?

Tasten wir uns also ganz langsam ran… Die CD kommt in einem hochwertigen Digipak und mit einem tadellos aufgemachten 16-seitigen Booklet daher, das alle Texte des Albums enthält. Also schonmal ein  Pluspunkt. Nun schauen wir mal, wer so mit dabei ist: Lotta C. mit Gesang und Rap, Deadly T. von Anarchist Academy, die Microphone Mafia, die Irie Revoltes, die Perspectives, Greis (Schweiz), Nic Knatterton, Albino und Sista Zoum (Frankreich). Dazu sind mit DJ Ra und 12 Finger Dan gleich zwei DJ’s mit dabei. Und ich darf vorwegnehmen, dass sich von diesen Gästen, bis auf die Microphon Mafia, auf der gesamten Albumlänge keiner die Blöße gibt und immer mit dem Chef harmonieren. Denn die Menge der Beteiligten lässt nie den Vorsitz Chaoze Ones‚ über die ans Mikrofon gebetene Belegschaft anzweifeln. Dafür gibt es den zweiten Punkt.

Die Beats stammen alle von Chaoze One selbst, der auf diesem Longplayer eine zielsichere Liebe zum Detail an den Tag legt, die nie in endloser Spielerei ausartet. Musikalisch klingt er melodiös und organisch und dabei sehr vielseitig, lässt aber eine eigene konstante Handschrift erkennen. Weiterer Pluspunkt dafür.

Kommen wir zum Rap. Es wird schon im ersten Song schnell klar, dass der Mann auch einem Doubletime nicht aus dem Weg geht und, dass er sein Handwerk versteht, d.h. er vermeidet zu einfache Reime und passt sich rhythmisch immer passend an die unterschiedlichen Instrumentale an. Dazu kommt, dass er eine sehr wirkungsvolle, präsente Stimme hat. Auch dafür ein weiterer Pluspunkt.

Und inhaltlich? Tja, für alle Heads da draußen, die sich nachdenklichen, aber doch positiven Stuff wünschen, ist dieses Album genau das Richtige. Klar kommt hier und da ganz kurz der Zeigefinger durch, aber ist das nicht irgendwie immer so wenn jemand etwas Intelligentes sagt? Und ich hake das unter von harten Straßenrappern in mir geschürter Deutschrap-Zeigefinger-Paranoia ab und lasse mich mitziehen, in eine selbstbestimmte, vorwärtsgerichte Welt, die aus einem gesunden Meckern heraus entsteht. Ich empfehle dem geneigten Leser jedoch ausdrücklich eine eigene Reise in diese Welt zu unternehmen, weswegen ich hier nichts weiter davon preisgeben möchte. Zwei weitere Punkte dafür.

Also ja, ich stimme der Einschätzung des Pressetextes voll und ganz zu. Und Kritik habe ich keine? Doch, die habe ich, aber die behalte ich für mich, denn die kann nach so viel Lob nur noch belanglos wirken. Es gibt also sechs von sieben möglichen Punkten. Für einen Classic reicht es noch nicht, aber es ist auf jeden Fall mein erster Kandidat für das beste Deutschrap-Album 2007. Word.

 

Flashmag Rezension

Chaoze One, der Rhyme Guerilla aus Karlsruhe ist schon lange im Bisness. Die verdiente Anerkennung findet der junge HipHop Aktivist aber bisher eher nur im Untergrund. Und auch dort spalten seine Songs die Lager. Dem Einen zu intellektuell, dem Anderen vielleicht zu politisch. Fakt ist, seine Texte sind „..für Hirne, die Denken und nicht für Stirne, die eng sind.“ Mit seinem dritten Album „Fame“ will Chaoze nun endgültig nach Ruhm und Ehre streben wie auch der grosse Teil Deutschlands? Von wegen, mit diesem Albumtitel meint er die italienische Bezeichnung für Hunger.
Und Hunger muss Chaoze One auch haben. Die 18 Track starke LP wurde komplett von ihm selbst produziert. Vom Artwork bis zum Vertrieb wurde nichts dem Zufall überlassen sondern die CD trägt in jedem kleinen Detail die Handschrift des Karlsruhers.
(…)
International wird es auf der Platte mit dem Schweizer Greis, der französischen Rapperin Sista Zoum und den Irie Révoltés, die zusammen mit Chaoze das Projekt Perspectives ins Leben riefen. Mit dem Mundart MC Greis rockt Chaoze bei „Lass uns“ auf einem orientalisch angehauchten Instrumental das Mikrophon, Sista Zoum sorgt auf „Monde Désenchanté“ (Desillusionierte Welt) für echten französischen Scharm, der auch auf „Garde La Foi“ (Behalte den Glauben) mit den Irie Révoltés anhält. Der Mix aus Chaoze aggressivem Rap und dem energischen Stil der Iries öffnet neue Perspektiven und lässt mehr als nur Potential offensichtlich erscheinen. Mit „Das letzte Kapitel“ schliesst Chaoze sein Album ab.
(…)
Ein gutes Werk was hier Chaoze One abliefert. Ein Album zum Anhören, weniger zum Abfeiern, mit einigen sehr schönen hörenswerten Songs. Inhaltlich sehr tief, deswegen stellenweise auch etwas anstrengend, aber thematisch ein Album mit dem man sich auseinander setzen sollte.